Neuroorthopädie

Cerebralparese

Die Cerebralparese (CP) beinhaltet eine Gruppe von Krankheitsbildern, die zu einer Störung von Bewegung, Haltung und motorischer Funktion führen. Ursache ist eine Schädigung des noch unreifen Gehirns. Betroffen sind 2-3 von 1000 Lebendgeborenen. Die Cerebralparese ist damit der häufigste Grund einer spastischen Bewegungsstörung bei Kindern. (Definition nach der aktuellen Version der Surveillance of Cerebral Palsy in Europe, SCPE)

Das Krankheitsbild kann je nach Schweregrad zu weitreichenden Problemen im Bereich des gesamten Bewegungsapparates führen und erfordert eine hochspezialisierte kinderorthopädische Betreuung und Therapie in Zusammenarbeit mit den Kinderneurologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Orthopädietechnikern. 

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Die konservative Therapie mit Verbesserung der Fehlstellungen durch unterstützende Orthesen und Physiotherapie ist ein wichtiges Standbein der Therapie. Einen besonderer Schwerpunkt stellt dabei die Krankengymnastik auf neurophysiologischer Basis dar (Vojta, Bobath und PNF, Wassertherapie nach Mc. Millam). (ZUR PHYSIOTHERAPIE)

Das Marienstift Arnstadt richtet hier seit 2002 regelmäßig Bobath-Kurse in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kinderorthopädie und dem Förderzentrum des Marienstifts durch.

Bei Bedarf führen wir zur Behandlung der Spastik, z.B. beim dynamischen Spitzfuß oder Kauergang eine Injektionsbehandlung mit Botulinumtoxin durch.
Beim Botulinumtoxin (BTX) handelt es sich um ein Medikament, welches in einen spastisch verkürzten Muskel gespritzt wird, um den Muskel zu schwächen. Die Wirkung tritt erst nach ein paar Tagen ein und ist nach ca. drei Monaten wieder reversibel. Nebenwirkungen sind selten. In unserem Haus wird eine mehrfache Injektionsbehandlung (alle drei bis vier Monate) favorisiert, in Kombination mit Krankengymnastik und einer adäquaten orthopädietechnischen Versorgung.

Wenn die konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, dann werden operative Maßnahmen notwendig, die von schonenden Weichteileingriffen, Sehnenverlängerungen bis zu komplexen knöchern- rekonstruktiven Eingriffen reichen. Im Rahmen des interdisziplinären Therapiegesamtkonzeptes erfolgt selbstverständlich auch eine orthopädietechnische Versorgung und Physiotherapie während der postoperativen Mobilisierungstherapie.

Falls möglich, streben wir immer eine frühfunktionelle Nachbehandlung mit möglichst schneller postoperativer Mobilisierung und Vertikalisierung an. Eine umfangreiche reha- und orthopädietechnische Ausstattung (Stehständer, Walker, Therapiepferd, Galileo, ...) steht zur Unterstützung der Frühmobilisation zur Verfügung.

Eine Erfolgskontrolle durchgeführter Therapiemaßnahmen ist bei Bedarf durch eine Untersuchung in unserem Labor für Bewegungsanalyse möglich.

In unklaren Fällen kann eine solche dreidimensionale Bewegungsanalyse in der Entscheidung helfen, ob eine Operation notwendig ist oder nicht.

Spina bifida

Bei der Spina bifida oder Myelomeningocele (MMC) handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des Rückenmarkes durch mangelnden Verschluss des Neuralrohrs mit offenen Wirbelbögen und Ausstülpung der Rückenmarkshaut (Dura). Die Folge ist eine z.[nbso]T. komplette oder inkomplette Querschnittslähmung mit Einsteifung von Gelenken, Spitz- oder Klumpfüßen, Hüftluxationen und Wirbelsäulenproblemen. Oft besteht bei den Kindern zusätzlich ein sogenannter "Wasserkopf" (Hydrocephalus), sodass eine Ableitung über ein Ventil in den Bauchraum erfolgen muss.

Die Behandlung erfolgt immer interdisziplinär zusammen mit den Kinderärzten und Kinderneurologen/Neurochirurgen.

In unserer Klinik werden neben den erforderlichen Operationen auch die Anpassung und Verordnung von Hilfsmitteln und Orthesen angeboten.

Arthrogrypose

Die Arthrogryposis multiplex congenita (AMC) beschreibt eine angeborene Gelenksteife. Die Ursache dafür liegt in einer Störung der Entwicklung des Embryos im dritten Schwangerschaftsmonat.

Es können einzelne Gelenke betroffen sein, aber auch mehrere Gelenke bis hin zu Organ- und Gehirnbeteiligung.

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Es werden je nach Ausprägung verschiedene Typen beschrieben:

Typ 1 – nur die Extremitäten sind betroffen

1a – Hände und Füße sind betroffen (z.[nbso]B. Klumpfüße)

1b – neben den Händen und Füßen sind auch die gesamten Extremitäten einschließlich Schultern und Hüftgelenken betroffen

Typ 2 – neben den Veränderungen von Typ 1 sind auch Organe betroffen

Typ 3 – zusätzlich Wirbelsäulen- und ZNS-Veränderungen

Therapeutisch ist eine frühzeitige Physiotherapie in Kombination mit Orthesen wichtig. Bei schwerwiegenden Fehlstellungen, z.[nbso]B. im Bereich der Füße, würden wir eine Operation zur Lösung der Gelenkkontrakturen empfehlen, damit zumindest ein gehaltenes Stehen oder sogar Gehtraining möglich wird.

Muskelerkrankungen

Bei der Gruppe der Muskelerkrankungen (Myopathien) ist die Muskulatur in der Regel symmetrisch befallen. Die Myopathien können familiär gehäuft auftreten.

Die Ursache liegt entweder direkt an einer Degeneration der Muskelfasern (z. B. Muskeldystrophie Typ Duchenne) oder indirekt an einer Störung der nervalen Innervation (z. B. spinale Muskelatrophie, HMSN).

Charakteristisch sind eine langsam zunehmende Muskelschwäche, eine rasche Ermüdbarkeit und verminderte Reflexe.

Die kinderorthopädische Behandlung zielt darauf ab, die Geh- und Stehfähigkeit solange wie möglich zu erhalten und Kontrakturen (z. B. Spitz- oder Hohlfüße) zu behandeln.