Unser Arzt in Minsk

2018 war er "Unser Arzt bei Olympia" - in diesem Winter ist Dr. med. Andreas Kindt als Mannschaftsarzt des Deutschen Skiverbands aktuell in Minsk/Weißrussland unterwegs. Von dort berichtet er seine Eindrücke von der Offenen Europameisterschaft. Seine Aufgaben im Marienstift betreuen inzwischen die versierten Kolleginnen und Kollegen der Fachklinik für Orthopädie.

Sie haben den Olympia-Blog verpasst oder möchten noch einmal nachlesen? Hier geht es zum Olympiatagebuch 2018.

 

Minsk, 24.2.2019

Guten Morgen noch einmal an alle Wintersportbegeisterte aus Minsk! Gestern zu den Sprint-Wettkämpfen hatten wir leider mit der Vergabe der Medaillen nichts zu tun. Insgesamt zu viele Schießfehler verhinderten vordere Platzierungen, so dass am Ende lediglich 3 Top-20 Plätze resultierten. Dabei war allerdings der 14. Platz von unserem jungen Thüringer Lars E. Weick ganz beachtlich, da dies sein allererster internationaler Wettkampf bei den Herren war und er quasi „auf den letzten Pfiff“ noch in die EM-Mannschaft gerutscht war, nicht zuletzt weil Simon Schempp doch noch kurzfristig absagte.

Auffällig war, dass sich doch sehr arrivierte Sportler, meist aus den Weltcup-Mannschaften, durchgesetzt haben, besonders auch läuferisch. Da heißt es für unser junges Team noch viel arbeiten! Die Podiumsplatzierten haben meiner Meinung nach gute Chancen, auch bei der WM in Östersund ab dem 7. März erfolgreich zu sein.

Meine persönliche Saison endet mit dem heutigen Tag, am Nachmittag noch werde ich alleine nach Hause reisen, die meisten der Mannschaft reisen morgen nach Otepää zu den nächsten Wettkämpfen weiter. Ich bin dann morgen früh wieder pünktlich in der orthopädischen Klinik des Marienstift Arnstadt im Einsatz und freue mich heute sehr auf meine Familie. Alles in allem war es für mich eine sehr interessante und schöne EM hier in Minsk, in einem tollen und harmonischen Team. Besonders auch die Arbeit mit den Betreuern, angefangen mit Robin, dem Physiotherapeuten, Rick, dem Sportwissenschaftler, bis hin zu den Technikern, Rene und Nick sowie den Trainern, Peter Sendel, Remo Krug und Gerald Hönig hat riesig Spaß gemacht. Herzlichen Dank auch hiermit nochmal an unsere Volunteer Lisa, die uns bestens unterstützt hat. Euch allen noch einen schönen Winter, eine tolle Biathlon-WM und danke, dass ihr dabei wart!

Euer Dr. Andreas Kindt

 

Minsk, 23.2.2019

Guten Morgen zum Wochenende aus Minsk,

am gestrigen Tag war Ruhetag. Nach einer etwas längeren Nacht konnte man auch etwas länger schlafen. Dann wurde die ein oder andere Behandlung durchgeführt und am Nachmittag hat uns unsere zugeteilte Volunteer, Lisa, die Altstadt von Minsk gezeigt. Dort haben wir, d. h. einige Sportler und Betreuer dann einen Kaffee getrunken und sind durch ein paar Läden gebummelt.

 

Minsk ist sehr weitläufig, um verschiedene Sehenswürdigkeiten  zu erreichen, müsste man wohl immer ein Taxi nehmen. In den Bars und Einkaufsläden sind die Produkte und Preise mit Mitteleuropa vergleichbar, was verwundert, da die durchschnittlichen Einkommen bei ca. 200-400 Euro/ Monat liegen. Alles in allem waren doch alle bzgl. des Lebensstandards eher positiv überrascht. Allerdings kann es durchaus sein, dass Minsk nicht unbedingt dem restlichen Landesniveau entspricht. Das Hotel entspricht hohem westlichem Standard.

Was mir als Mediziner auffällt, ist, dass besonders die jungen Mädchen und Frauen kaum adipös sind und sehr auf ihr Äußeres achten. Lisa hat dazu erklärt, dass dies wohl einem schon fast extremen Konkurrenzkampf um Schönheit und Ansehen geschuldet ist. Allerdings ist die gefühlte Handysucht der Jugend auch hier sehr intensiv ausgeprägt.

Übrigens hat Minsk hier in der Stadt eine ca. 5 km lange Langlaufloipe aufgeschüttet, breit, ca. 1 m hoch! Einige Sportler haben diese heute zum Auslaufen genutzt, ohne nochmal ins Stadion fahren zu müssen. Wirklich eine Super-Sache.

Also, jetzt geht es zu den Sprints, 11 Uhr geht es schon los, so dass es für mich schon gegen 8.45 Uhr heißt, Ski testen. Bei ca. -10° Celsius wird die Strecke hart und schnell.  Uns erwarten hoffentlich wieder interessante und erfolgreiche Rennen! Dazu wäre es schön, wenn Ihr uns wieder fest die Daumen drückt!

Euer Dr. Andreas Kindt

 

Minsk, 22.2.2019

Guten Morgen, liebe Wintersportbegeisterte,

gestern hat es dann doch schon geklappt- die erste Medaille in der Mixed-Staffel! Und dazu eine silberne, die mit vielen Emotionen und einem wahnsinnig spannenden Verlauf erkämpft wurde.

Aber der Reihe nach. Die Bedingungen im Stadion waren gestern deutlich besser. Nach den warmen Temperaturen mit weichem Schnee am Mittwoch, der die Einzelrennen sehr schwer und relativ langsam machte, war es dann gestern gefroren und somit bildete sich harter, schneller Schnee, fast Eis.

Nachdem wir wieder ca. 1.5 Stunden intensiv die besten Ski und deren Präparation ausgetestet haben, ging es mit der Single-Mixed Staffel los. Unsere beiden Starter, eigentlich sehr gute Schützen, brauchten allerdings etwas zu viele Nachlader, wobei pro Zusatzschuß ca. 10 Sekunden Zeitverlust zu rechnen sind. Mit zum Schluss leider 13 Reservepatronen und damit über 2 min zusätzlicher Zeit war ein guter, aber natürlich nicht optimaler 5. Platz das Endresultat.

Die Mixed-Staffel, bei der erst beide Mädels, dann die Jungs jeweils Liegend und Stehend schießen, begann eigentlich zunächst so, wie die Singel-Mixed geendet hatte, einige Nachlader zu viel, so dass es nach den beiden Läuferinnen mit gut 1 Minute Rückstand erstmal nicht nach einer Medaille aussah. Doch Lucas Fratzscher lief dann wohl eines seiner besten Rennen überhaupt. Mit einer starken Laufleistung und nur einem schnellen Nachlader brachte er die Staffel wieder auf 20 Sekunden an die Spitze heran- auf Platz 2! Unser Schlussläufer Philipp Horn hatte dann die schwierige Aufgabe, gegen den schwedischen Olympiasieger Samuelson und den in Führung liegenden Weißrussen, aber auch gegen die starke russische Staffel die Medaille abzusichern. Und dies hat er mit Bravour gemeistert! Mit 2 x 0-5, d. h. ohne Nachlader und einer tollen Laufleistung hielt er die anderen in Schach, überholte noch Weißrussland und musste sich nur dem starken Schweden geschlagen geben.

Danach war natürlich die Freude groß und später wurde noch ein bisschen gefeiert…

So sehen (Silber-)Sieger aus! Dr. Andreas Kindt, ganz links im Bild, freut sich mit den Läufern. Foto: Peter Sendel

So, heute ist Ruhetag, Zeit sich noch mal zu sammeln und vielleicht doch mal kurz nach Minsk ins Zentrum zu fahren. Oft hat man bei solchen Wettkämpfen dazu wenig Zeit. Meist beschränken sich die Aufenthalte auf Hotel-Stadion/Strecke-Hotel…

Also dann, morgen geht es mit den Sprints weiter und ich hoffe, ihr drückt uns wieder alle die Daumen!

Euer Dr. A. Kindt

 

Minsk, 21.2.19

Guten Morgen aus Minsk,

wie erwartet war es gestern Abend eine echte Wind- und Sturmlotterie, wobei sich unsere Mannschaft sehr gut geschlagen hat. Mit 5 Top-Ten-Ergebnissen hatten wir einen guten Einstand, obwohl natürlich eine Medaille das i-Tüpfelchen gewesen wäre. Heftige Sturmböen, z. T. Regen, dann Schneeregen und zum Schluss Schnee machten das Rennen für die Athletinnen und Athleten zu einer echten Herausforderung.

Nadine Horchler (F.li) und Janina Hettich (r.), aber auch Matthias Dorfer und Philipp Horn konnten ihre sehr guten Leistungen im IBU-Cup mit Platz 4 und 5 bzw. 7 und 8 bestätigen und stehen heute zurecht in den ambitionierten Mixed-Staffeln.

Die besten Biathletinnen und Biathleten des IBU-Cups/ der EM werden im Übrigen dann oft für die Weltcups und evtl. später für die WM, die ja erst Anfang März in Östersund stattfindet, nominiert.

Ein Beispiel hierfür ist Roman Rees, der über den IBU-Cup nun auch im Weltcup die WM-Norm geschafft hat. Wir hier hoffen natürlich, möglichst viele Sportlerinnen –und Sportler in diese Bereiche weiter zu entwickeln.

2 Athletinnen und 1 Athlet sind übrigens aus dem erfolgreichen Junioren-Team zu uns gestoßen. Die Festlegung dabei ist, dass bei dem Gewinn von Einzelmedaillen während der Junioren-WM die Teilnahme bei der EM möglich ist.

So, leider muss ich jetzt schon wieder los, da ich wieder mit zum Ski-Testen raus ins Stadion fahre. Dann werde ich mich wieder im Start-Ziel Bereich um die Sportlerinnen und Sportler kümmern.

Also, dann, drückt uns, wie immer, die Daumen:)

Euer Dr. A. Kindt

 

Minsk, 20.2.2019

Guten Morgen liebe Biathlon- und Wintersportbegeisterte,

tatsächlich waren gestern wieder einige Ski-Testkilometer angesagt. Dabei ist oft das Problem, dass sich die Strecke innerhalb weniger Stunden stark ändert. So war es gestern zunächst eisig und fest, später mit zunehmender Sonneneinstrahlung weich, aber körnig, z. T. dann auch nass und stumpfer.

Für jede noch so kleine Änderung der Schneebedingungen gibt es aber mittlerweile unterschiedliche Ski, unterschiedliche Belag-Schliffe, unterschiedliche Belagstrukturen, unterschiedliches Wachs, unterschiedliche Skispannungen usw… Es ist so unglaublich komplex, dass selbst ich nicht wirklich weiß, was mir der Chef-Techniker unter die Füße legt. Das ist aber auch gar nicht so schlecht, da kann ich völlig unabhängig einfach sagen, bei welchem Ski ich das beste Gefühl habe. Entscheidend ist dann natürlich, ob das die anderen genau so empfinden, und Gott sei Dank, ist dies doch meistens der Fall.

Am Abend werden dann die, bisher glücklicherweise, kleinen „Zipperlein“ der Sportler, z. T. auch mal Betreuer bearbeitet. Gerade für den (einzigen) Physiotherapeuten und die Techniker sind es immer sehr lange Tage.

Heute nun geht es los, und es sind schwierige Bedingungen gemeldet, Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und starker Wind sowie vielleicht auch Regen, Schneeregen, später auch Schnee. Manchmal ist dies gerade beim Komplex-Sport Biathlon ein bißchen wie eine „Lotterie“.

Die Mädels starten erst 19.30 Uhr (Ortszeit, d. h. 17.30Uhr MEZ) und bei 86 Starterinnen wird allein der Wettkampf wohl mindestens bis 21 Uhr dauern. Im Hotel wird es dann sicherlich kein Essen mehr geben, so dass alle im „family club“ im Stadion die, sofort notwendigen, Energieträger zu sich nehmen. Erst dann werden wir die ca. 30 min Fahrzeit mit dem Bus zum Hotel in Angriff nehmen und dann geht es mit den abendlichen/ nächtlichen Arbeiten weiter…

Übrigens konnten wir hier im offiziellen Fernsehen, „Belarus 5“, gestern später auch noch ganz entspannt das Champions league Spiel schauen, zwar auf weißrussisch, aber völlig ok…J

Also dann, drückt uns alle wieder die Daumen!

Weißrussische Grüße

Dr. A. Kindt

 

Minsk, 19.2.2019

Hallo liebe Wintersportfreunde,

nach den Olympischen Spielen 2018 hat sich einiges getan. Es erfolgten in den verschiedenen Mannschaften Umstrukturierungen, wie sie nach einem Olympia-Zyklus üblich sind. Ich selbst habe nach vielen Gesprächen und Überlegungen beschlossen, unsere jungen und ambitionierten Biathletinnen und Biathleten dieses Jahr zu unterstützen.

Daher hat es mich nun nach einigen Wettkämpfen hierher zur offenen Europameisterschaft nach Minsk in Weißrussland verschlagen. Die Einreise mit Flug von München über Frankfurt war landesentsprechend ok, wegen der vielen Waffen (der Biathleten) dauert das Prozedere am Flughafen aber doch immer die ein oder andere Stunde länger.

Gestern war Eröffnung im Raubichi-Stadion und es waren über 10.000 Zuschauer da, die Begeisterung war groß, zumal die weißrussische Biathlon-Volksheldin Daria Domratschewa zusammen mit ihrem Mann Ole E. Björndalen bei einem „Legendenrennen“ am Start war.

Es sind derzeit hier sehr angenehme Temperaturen, die Strecken sind bestens präpariert und morgen geht es los mit den Einzelwettkämpfen. Allerdings sind diese erst sehr spät, nämlich 17 Uhr und 19.30 Uhr Ortszeit.

Ich selbst helfe, neben meiner medizinischen Arbeit, auch den Ski-Technikern, d. h. wir versuchen über viele Laufkilometer und im 2er-Vergleich mit einem Techniker jeweils die besten Ski für die entsprechenden Bedingungen herauszufiltern. Da kamen gestern z. B. schnell mal 35-40 Ski-km zusammen. Für mich ist das aber ganz gut, da bleibe ich ein bisschen in Form.

Heute Abend geht es zum offiziellen Training und ich denke, ich werde auch wieder einige Kilometer mit den Technikern „schrubben“…

Sportliche Grüße nach Deutschland

Euer Dr. Andreas Kindt

 

Aktuelles Fachklinik - Übersicht

Zurück