weitere Schwerpunkte der Kinderorthopädie

Klumpfußbehandlung/kindlicher Knickfuß

Der Klumpfuß ist als angeborene Fußfehlstellung mit ein bis zwei Fällen auf 1000 Neugeborene relativ häufig. Typisch ist die verkürzte Achillessehne und die Einwärtsdrehung des gesamten Fußes. Die Behandlung erfolgt in den ersten Lebenswochen mit einer kontinuierlichen Gipstherapie.

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Dabei wird in unserem Haus die Technik nach Ponseti favorisiert, wobei der Fuß über einen Druckpunkt am Sprungbein in die Abspreizung redressiert wird. Nach ca. fünf bis sieben Gipsen kann dann durch eine Durchtrennung der Achillessehne auch der Spitzfuß korrigiert werden. Diese relativ "kleine" Operation wird bei uns in Vollnarkose im Rahmen eines 3-tägigen stationären Aufenthaltes durchgeführt. Eine "große" Operation kann durch diese Gipstechnik oft vermieden werden. Falls jedoch ein Klumpfußrezidiv oder eine komplexe Fehlstellung vorliegt, bieten wir auch eine traditionelle OP (Cincinnati) oder knöcherne OPs mit Keilentnahmen und Sehnenverlängerungen an.

Der kindliche Knickfuß ist zum Glück im Vergleich zum Klumpfuß meist harmlos, wenn eine aktive Aufrichtung des Längsgewölbes im Zehenspitzenstand möglich ist. Bei Beschwerden und mangelnder Besserung trotz Einlagen kann jedoch auch im Einzelfall eine Operation wie z. B. eine Verlängerung des Fersenbeins (OP nach Evans) oder eine "Schrauben-Verblockung" am Fersenbein (Arthrorise nach De Pellegrin) sinnvoll sein.

Die Betreuung unserer Patienten kann im Rahmen unserer Sprechstunde, z. B. montags zwischen 10 und 14 Uhr erfolgen.

M. Perthes

Beim M. Perthes handelt es sich um eine im Kindesalter (Häufigkeitsgipfel 6. Lj.) auftretende Durchblutungsstörung des Hüftkopfes. Die Ursache dieser Durchblutungsstörung, die zu einem Abbau des Kopfes (Hüftkopfnekrose) führt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Sicher ist, dass sich der Hüftkopf meist im Verlauf von Jahren wieder aufbaut und regeneriert.

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Im Frühstadium der Erkrankung kommt es häufig zu einem Reizerguss und einer Einschränkung der Hüftgelenksbeweglichkeit.

Ziel der operativen sowie konservativen Therapie ist es, eine gute Beweglichkeit und eine gute Gelenkkongruenz (Prinzip des Containments) zu erhalten bzw. herzustellen. Deshalb sind regelmäßige Untersuchungen notwendig mit begleitender Krankengymnastik.

An operativen Maßnahmen, die wir in unserem Haus anbieten, können klassischerweise winkelverändernde Osteotomien am Oberschenkel oder/und auch pfannenverbessernde Eingriffe am Becken (Salter, Dreifach Beckenosteotomie) durchgeführt werden, wodurch die Gelenkkongruenz wiederhergestellt wird.

Hüftdysplasie/ und -luxation

Die Hüftdysplasie – also die Fehlbildung der Hüftpfanne aufgrund einer Reifungsstörung – ist eines der häufigsten kinderorthopädischen Krankheitsbilder. Im Rahmen des vorgeschrieben Ultraschall-Screenings bei der U3 werden zum Glück die meisten Dysplasien erkannt und können rechtzeitig mit einer Spreizhose oder -schiene erfolgreich behandelt werden.

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Selten kommt es aufgrund einer Instabilität zu einer Ausrenkung des Hüftkopfes (Hüftgelenksluxation). In diesen Fällen empfehlen wir eine Reposition mit Anlage eines Beckenbeingipses in Narkose, ggf. mit vorausgegangenem Streckverband (Overhead Extension).

Wichtig ist auch nach abgeschlossener Spreizschienen-Behandlung, eine radiologische Kontrolle der Hüften im Alter von einem Jahr, Vorschulalter und Pubertät durchzuführen, um eine sogenannte Restdysplasie nicht zu übersehen. Ohne Behandlung wäre die Gefahr eines frühzeitigen Verschleißes des Gelenkes sehr hoch.

An operativen Maßnahmen stehen uns hierbei pfannendachverbessernde Eingriffe (OP nach Pemberton, Salter) oder bei älteren Kindern Dreifach-Beckenosteotomien nach Tönnis zur Verfügung.

Neben der sonographischen Kontrolle der Hüften bieten wir in unserem Haus auch die Behandlung der Hüftluxation sowie die Nachbehandlung an.

Eine Terminvereinbarung zur Säuglingssonographie kann über die Ermächtigungssprechstunde von Oberarzt Dr. med. Daniel Herz, mittwochs 12.30 Uhr bis 15.00 Uhr unter Tel. 03628 720-102, erfolgen.

Beinfehlstellungen (O- und x-Beine), Beinverkürzung

Während des Wachstums durchlaufen die Beinachsen eine physiologische Entwicklung. So haben Kinder um das dritte Lebensjahr oft O-Beine, die dann im Schulalter zu vermehrten X-Beinen werden. Im weiteren Verlauf entsteht dann daraus eine normale gerade Beinachse.

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Sollte dies nicht der Fall sein, d. h. liegt zum elften oder zwölften Lj. ein auffälliges X- oder O-Bein vor, kann durch eine operative Behandlung das Wachstum auf der vermeintlich längeren Seite (bei O-Beinen außen und bei X-Beinen innen) gebremst werden.
Dabei werden wachstumsfugenübergreifend kniegelenksnah kleine achtförmige Plättchen (eight-plates) in den Knochen geschraubt, die auch nach Wachstumsabschluss problemlos wieder entfernt werden können. So kann durch eine im Vergleich kleine Operation mit einem jeweils 2 cm langen Schnitt eine Wachstumslenkung durchgeführt werden.

Dies ist natürlich auch bei einer Beinlängendifferenz zur Wachstumsbremsung (außen und innen Plättchen) möglich.

Voraussetzung ist in jedem Fall ein ausreichendes Restwachstum, d. h. die Operation sollte bei Mädchen um das zehnte Lj. und bei Jungen um das zwölfte Lj. erfolgen.

Bei hochgradigen Beinlängendifferenzen oder Achsabweichungen resultierend aus Unfällen, Knochenentzündungen oder angeborenen Fehlbildungen kann eine Wachstumsbremsung nicht ausreichend sein. In solchen Fällen muss das Bein über einen Fixateur, wie zum Beispiel einen Ringfixateur (Ilisarov, Taylor Spatial Frame), verlängert bzw. korrigiert werden.
Die Verlängerung erfolgt in Millimeter-Schritten, damit ausreichend neuer Knochen (Kallus) gebildet werden kann.
Ist die Korrektur erreicht und der Knochen stabil, kann der Fixateur entfernt werden.

Hüftkopfabrutsch

Der Hüftkopfabrutsch oder Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) beschreibt eine Erkrankung, die häufig meist bei Jungen im pubertären Wachstumsschub auftritt. Die Kinder klagen über akute, aber auch schleichende Schmerzen im Oberschenkel oder auch Kniegelenk, was oft irreführend ist.

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Wegweisend ist der Verlust der Innendrehfähigkeit der Hüfte.
Entscheidend ist die frühzeitige Diagnosestellung durch ein Röntgenbild in zwei Ebenen. Die Behandlung ist immer operativ, wobei versucht wird, den Abrutsch des Hüftkopfes zu korrigieren und eine erneute Fehlstellung durch Fixation über Drähte oder eine Schraube zu verhindern.
An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass die zeitgerechte Diagnosestellung, z. B. in einer kinderorthopädischen Einrichtung, die Prognose deutlich verbessert.

konservative Behandlung von Skoliosen

Unter einer Skoliose versteht man eine Seitverbiegung der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Drehung der Wirbelkörper. Klinisch fällt beim Vorbeugetest ein Rippenbuckel oder Lendenwulst auf. In den meisten Fällen (80 Prozent) kann eine Ursache der Skoliose nicht gefunden werden (idiopathische Skoliosen).

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Seltener spielen neurogene Ursachen (CP), angeborene Fehlbildungen (Halb- und Blockwirbel), Stoffwechselstörungen (Osteogenesis imperfecta) oder Tumore (Neurofibromatose, Astrozytom, Syringomyelie) eine Rolle.

Je nach Alter des Patienten spricht man von einer Säuglingsskoliose im ersten Lebensjahr, von einer infantilen Skoliose bis zum fünften Lebensjahr, einer juvenilen Skoliose von sechs bis zehn Jahren und einer Adoleszentenskoliose (am häufigsten) ab dem elften Lebensjahr.

Die Therapie in unserer Klinik richtet sich nach Ausprägung der Krümmung, die sich in einer Röntgen-Ganzaufnahme der Wirbelsäule messen lässt. Zusätzlich zu einer krankengymnastischen Therapie empfehlen wir bei Krümmungen über 20° eine Korsetttherapie (Cheneau-Korsett).

Eine operative Korrektur und Versteifung der Wirbelsäule (Spodylodese) bei schwerer Fehlstellung bieten wir in unserer Klinik nicht an.

Entzündungen von Knochen und Gelenken

Die Entzündung eines Knochens und des Knochenmarks (Osteomyelitis) oder eines Gelenkes (Arthritis) kann akut durch Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze verursacht werden, die entweder über eine offene Wunde mit dem Knochen in Kontakt treten oder – viel häufiger – über das Blut in den Knochen gelangen.

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Bei nicht angemessener Therapie kann die akute Erkrankung chronisch werden und zu sehr langwierigen Verläufen führen. Die Symptome sind oft unspezifisch und äußern sich mit Fieber, Krankheitsgefühl und Gelenkschwellung, aber auch Bauch- oder Rückenschmerzen.

Eine schnelle Diagnose und sofortige operative Therapie in Kombination mit einer Antibiotikatherapie ist essentiell, um eine Ausbreitung der Entzündung im ganzen Körper (Sepsis) bzw. eine Zerstörung des Knochens oder Gelenkes zu vermeiden.

Als Differentialdiagnosen einer Gelenkentzündung sind bei einem Kind ohne Infektzeichen im Blut der sogenannte Hüftschnupfen (Coxitis fugax) oder auch eine rheumatoide Arthritis zu bedenken.