Seit 1905 im diakonischen Auftrag

Idealismus, Engagement und ein fester Glaube

standen Pate, als am 4. April 1905 das Marienstift Arnstadt seine Arbeit begann. Aber eigentliches Anliegen war den beiden Gründern, die christliche Botschaft im Dienst am Schwachen deutlich zu machen mit einem uneingeschränkten "Ja" zum Leben.

Konsistorialrat D. Emil Petri und Fürstin Marie von Schwarzburg-Sondershausen, die Namensgeberin, wussten sich diesem Auftrag verpflichtet, als sie die Arbeit mit körperbehinderten Jugendlichen begannen.

Durch Erweiterungen und Neubauten

vergrößerte sich in den folgenden Jahren rasch die "Heil-, Pflege- und Erziehungsanstalt", wie sie sich damals nannte.

Als 1925 eine Orthopädische Klinik mit Ambulanz hinzukam, wurde diese bald über die Grenzen des Thüringer Landes hinaus bekannt und beachtet. Den hervorragenden Ruf begründete der stark engagierte Orthopäde und Chefarzt Prof. Dr. Leopold Frosch, an dessen Namen heute eine Straße in Arnstadt erinnert.

Eine harte Belastungsprobe

erfuhr das Marienstift durch die Bedrohung seiner Arbeit in der NS-Zeit. Die Diskriminierung behinderter Menschen wuchs zu einer existentiellen Gefahr für die Pfleglinge an. Dem damaligen Anstaltsleiter, Kirchenrat Friedrich Behr, und seinen Mitarbeitern gelang es aber unter großem persönlichen Einsatz und Mut, alle Kinder und Jugendlichen den Vernichtungsmaßnahmen zu entziehen.

Schwierige Bedingungen

waren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges große Herausforderungen für die Mitarbeiterschaft. Die Teilung Deutschlands und die Mangelwirtschaft des Sozialismus setzten enge Grenzen. Die Benachteiligung der kirchlichen Einrichtungen - auch in der Diakonie - durch den atheistischen DDR-Staat machten sich überall bemerkbar.

Kleine Erfolge gelangen durch Umbauten und punktuelle Verbesserungen in den Arbeitsbereichen. Trotz aller Einschränkungen im materiellen Bereich, war die Orthopädische Klinik ein Krankenhaus von hoher Akzeptanz für viele Menschen und die Behindertenarbeit des Marienstifts dank des großen Einsatzes der Mitarbeiterschaft ein Hoffnungspunkt für viele Eltern. Die Sonderschule unter dem Dach des Marienstifts war die einzige Einrichtung dieser Art als "staatliche Schule unter einem kirchlichen Dach". In dankbarer Erinnerung bleibt für das Marienstift die Hilfe der Kirchen und der Diakonie aus der damaligen Bundesrepublik Deutschland.

Neue Chancen

Die politische Wende nach 1989 eröffnete neue Wege und Möglichkeiten. Ein Konzept für die Generalsanierung für Neubauten, Ersatzneubauten und Erweiterungen wurde in Gang gesetzt.

Die schulische Arbeit wurde ausgebaut. Inzwischen werden die Schülerinnen und Schüler in der sanierten Emil-Petri-Schule in der Rudolstädter Straße und in der Rosenstraße unterrichtet.

Im Gelände am Kesselbrunn arbeitet die neue Werkstatt für behinderte Menschen. Ein Berufsvorbereitungsjahr für schwerbehinderte junge Leute wurde eingerichtet. Im Förderbereich an der WfB werden schwerbehinderte Menschen gezielt gefördert.

Der Neubau der Orthopädischen Klinik wurde nach zwei Bauphasen im Jahr 2003 in Betrieb genommen. Er bietet Platz für 125 Betten.

Die neu erbaute Wohnstätte Jonastal bietet behinderten Menschen mit modernen 1- und 2-Bett-Zimmern eine Heimat.

Die 2005 und 2012 eröffneten Kinderheimneubauten bieten Kindern und Jugendlichen Wohnraum und Betreuung.

Mit der Übernahme des Kinder- und Jugendwohnhauses in Arnstadt hat das Marienstift eine neue Aufgabe im Kinder- und Jugendhilfebereich mit den Schwerpunkten Inobhutnahme und Hilfe zur Erziehung übernommen.

Seit Januar 1999 ist das Marienstift Arnstadt Träger von Beratungsdiensten für Schwangere und ihre Familien und für suchtgefährdete Menschen. Auch die Kirchenkreissozialarbeit, die soziale Gruppenarbeit und das "Johannes-Falk-Projekt" in Arnstadt sowie der offene Jugendtreff in Ilmenau werden durch das Marienstift getragen.

Heute arbeiten über 400 Menschen im Marienstift Arnstadt.